Im Sommer dieses Jahres wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Schweizer Gelmerbahn abgeschlossen. Dabei handelt es sich um eine neunzigjährige Standseilbahn, die ihren Betrieb im Berner Haslital bereits 1926 aufgenommen hat. Ursprünglich wurde die Werkbahn zum Materialtransport für den Bau der Gelmer Staumauer und der Wasserzuleitung zum Kraftwerk Handeck gebaut. Seit ihrer touristischen Öffnung im Jahr 2001 erfreut sie sich bei Jung und Alt gleichermaßen steigender Beliebtheit. Dies führte dazu, dass bis zu 45.000 Passagiere jährlich die Gelmerbahn nutzten. Da die Standseilbahn auch weiterhin als Werkbahn in der Logistik der Kraftwerksanlage Grimsel eine zentrale Rolle spielt, hat man sich dazu entschlossen, die Bahn einer Runderneuerung zu unterziehen. Nachdem im Jahre 2001 bereits der elektrische Antrieb umgebaut wurde, entschied man sich aufgrund der starken Nutzung der Bahn zu umfangreicheren Arbeiten. So wurde bis zum Saisonstart am 3. Juni dieses Jahres sowohl der offene Windenantrieb als auch das Maschinenfundament im Gebäude der Bergstation erneuert.
Dabei wurde im Zuge der Erneuerung des Windenantriebs inkl. des Getriebes und der Betriebs- und Sicherheitsbremsen auch das Zugseil gewechselt.
Hier hat man sich darauf verständigt, ein Zugseil mit innen liegenden Kupferadern zu verwenden, damit der Linienleiter entlang der Gleise entfernt werden kann. Zusammen mit unserem langjährigen Partner, der Schweizer Jakob AG, haben wir uns für die Lieferung eines 10-litzigen Windenseils mit einem entsprechenden Kupferleiter im Inneren entschieden.
Es handelt sich dabei um ein modifiziertes CASAR Superplast8 mit einem Nenndurchmesser von 38mm und einer Gesamtlänge von 1.100m.
Der Begriff ‚modifiziert‘ bedeutet in diesem Fall, dass die Kernlitze durch den elektrischen Leiter ersetzt wird. Die Zwischenlitzen, also die äußere Litzenlage des sogenannten Herzseils, bleiben aber erhalten. Dies bringt zwei entscheidende Vorteile für den Betreiber der Bahn:
Zum einen richten sich die Anforderungen an die Bruchkraft des Seils rein an die Außenlitzen. Das bedeutet, dass die geforderten 850 kN Mindestbruchkraft bereits ausschließlich mit den Außenlitzen erreicht werden und die Zwischenlitzenlage zusätzliche Bruchkraft, sprich Sicherheit, für den Betreiber bringt. So erreichte das komplette Seil bei internen Tests ein Zerreißergebnis von ca. 45% über der geforderten MBK. Dabei wurde während des Zerreißversuchs der Durchgang des elektrischen Leiters permanent überwacht und festgestellt, dass die steigende Zugkraft keinerlei Einfluss auf die elektrische Leitfähigkeit des Leiters nimmt, zumindest bis es dann zum Seilriss kommt.
Zum anderen ist der Leiter gerade bei solchen Anwendungen, bei denen in mehreren Lagen auf die Trommel gespult wird, einer großen Querpressung ausgesetzt.Die zusätzliche Litzenlage schützt den Leiter und verleiht dem ganzen Seil die nötige Querdruckstabilität. Zusätzlichen Schutz erfährt das Seil aber auch dadurch, dass sowohl der Leiter im Inneren als auch später das Herzseil mit Kunststoff ummantelt wurden. 10 verdichtete Außenlitzen in Gleichschlag runden das Paket ab und sorgen auch in den Überkreuzungszonen des Seils auf der Trommel für die nötige Laufruhe und ein Minimum an Abrieb.
Rechtlich handelt es sich bei Schrägaufzügen in der Schweiz übrigens um Standseilbahnen, weswegen sie vom Betreiber als steilste Standseilbahn Europas bezeichnet werden.
ECKDATEN DER GELMERBAHN:
• Etwa 45.000 Fahrgäste pro Jahr
• Baujahr 1926
(erste Sanierung 2001; zweite
Sanierung 2017)
• Maximale Steigung 106%
• Fahrgeschwindigkeit 2 m/s
(7,2 km/h)
• Fahrzeit 10 Minuten
• Höhenunterschied 468m
(Höhe Talstation 1.412m ü.M. /
Höhe Bergstation 1.860m ü.M.)
• Windenseil 1.100m 38mm CASAR
Superplast8 mit elektrischem Leiter